Tipps, Trauer und Trost

Die Zeit, als die erste Corona-Welle anrollte, wird Cornelia Jost-Barth wohl nicht mehr so schnell vergessen. Ein emotionaler Rückblick auf den Frühling 2020.

Cornelia Jost, Staatssekretariat für Migration

«Als Mitte März 2020 der Lockdown verhängt und die Grenzen geschlossen wurden, gingen täglich Hunderte Mails und Anrufe von besorgten Bürgerinnen und Bürgern beim SEM ein, um sich über das angepasste Grenzregime zu erkundigen. Wir brachen unter der Last der Anfragen beinahe zusammen – unsere Leute arbeiteten auch an Wochenenden und abends.

Etwas, das mich besonders berührte, war die Geschichte einer Frau aus dem Tessin, deren Mann für die italienische Regierung in Jakarta tätig war und dort wegen der Einreisebeschränkungen festsass. Sie arbeitete als Anästhesieärztin in einem Tessiner Spital und konnte ihren kleinen Buben nicht mehr selbst betreuen, weil sie im Dauereinsatz stand. Ein klassischer Härtefall, weil sie systemrelevant für das Gesundheitssystem war. Als Mutter von zwei kleinen Kindern ging mir die Geschichte sehr nah, ich konnte ihr nachfühlen. Da kam es auch mal vor, dass ich nach einem Telefonanruf in Tränen ausbrach. Nach tagelangen intensiven Abklärungen konnte ihr Mann schliesslich einreisen.

Das war nur einer von vielen Fällen, die uns beschäftigten. Sowohl die Anrufenden als auch wir vom Helpdesk liefen komplett am Limit und wussten manchmal selber nicht, wie es weitergehen sollte. Mit der Taskforce wurden neue Strukturen geschaffen, die Abläufe verbessert und zusätzliche Ressourcen eingesetzt. Mittlerweile hat sich die Lage glücklicherweise beruhigt und wir können uns für alle Anliegen wieder genügend Zeit nehmen.»

Cornelia Jost, SEM

Cornelia Jost Barth ist Geografin und arbeitet als Fachreferentin in der Abteilung Einreise im Direktionsbereich Zuwanderung und Integration. Dort ist sie unter anderem im Bereich Visa tätig.