Sondermission für ukrainische Waisenkinder

Am 9. August 2022 half das Staatssekretariat für Migration (SEM) bei der Evakuierung von 36 ukrainischen Kindern aus dem Waisenhaus Mariupol mit, das im Krieg vollständig zerstört worden war. Bei den Kindern handelte es sich um Waisen und fremdplatzierte Minderjährige. Die jüngsten waren gerade einmal einige Monate alt, die ältesten noch keine sechs Jahre. Nach einer anstrengenden Reise aus Lwiw, wo sie vorübergehend untergebracht waren, kamen die Kinder und ihre ukrainischen Betreuerinnen in Polen an. Ein eigens gechartertes Flugzeug wartete in Krakau, um sie in die Schweiz zu fliegen.

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Diese Mission war kein leichtes Unterfangen. Sie erforderte eine wochenlange Organisation, den unermüdlichen Einsatz von Freiwilligen sowie die Mitwirkung der Behörden des Bundes und der Kantone. Während der Transport durch private Spenden finanziert wurde, erfolgte die Evakuierung selber auf Ersuchen der ukrainischen Regierung über deren Botschaft in Bern.

Das SEM trug zu einem reibungslosen Ablauf der Mission bei: Wir übernahmen die Koordination mit den zuständigen Behörden, bewilligten die Einreise der Kinder, gewährten ihnen den Schutzstatus S und sorgten dafür, dass alle gleichzeitig beim ukrainischen Konsulat in der Schweiz registriert wurden.

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Die Federführung liegt nun beim Kanton Waadt. Die Kinder sind in einem ehemaligen Pflegeheim in Pompaples untergekommen, das an ihre Bedürfnisse angepasst wurde. Mittlerweile sind weitere gleichaltrige Kinder aus einem anderen ukrainischen Waisenhaus hinzugekommen. Nach ihrer Ankunft in der Schweiz wurden sie vorübergehend in einer anderen Einrichtung des Kantons Waadt untergebracht. Heute leben etwa 60 Kinder in dieser Aufnahmestruktur, wo sie von rund 50 Fachleuten aus dem Kanton Waadt und der Ukraine betreut werden.

Zunächst galt es, für die Kinder neue Bezugspunkte zu schaffen. Für viele dieser Kinder, von denen einige körperlich oder geistig beeinträchtigt sind und eine besondere Betreuung benötigen, war die Evakuierung ein einschneidendes Erlebnis. Jetzt, da sie in Sicherheit sind und der Krieg andauert, liegt der Fokus auf der Integration.

In erster Linie soll den Kindern und ihren ukrainischen Betreuerinnen die französische Sprache nähergebracht werden. Ausserdem sind im Wohnheim zwei Sonderklassen vorgesehen, damit Kinder mit besonderen Bedürfnissen eingeschult werden können. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nämlich völlig offen, wann eine Rückkehr in die Ukraine möglich ist.

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